Mitglieder des katholischen Gemeindeverbundes in Lauchhammer bei Glocken-Geburten für Sankt Maria am 10. Juli 2009
Wenigen ist es wohl vergönnt, einen Glockenguss zu erleben. Mitglieder des katholischen Gemeindeverbundes Köthen / Osternienburg / Görzig waren dabei, als zwei neue Glocken für St. Maria Köthen Form und Gestalt annahmen. Mucksmäuschenstill verhielten sich die Gäste in der großen Werkshalle der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer, als in dem großen Schmelztiegel mit einem Fassungsvermögen von zwei Tonnen die Mischung aus 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn brodelte. Dann gab es das Zeichen, und ein 1140 Grad heißer, blendend rot-gelber Strom gleißenden Erzes bahnte sich den Weg in die Rinne, um sich in die tönernen Formen zu ergießen. Die Glocken waren geboren.
Fertig?
Noch lange nicht. Zunächst folgt an Ort und Stelle ungefähr eine Woche des Abkühlens. Dann wandern die Formen nach nebenan. Und was sich dort abspielt, wurde am Beispiel abgestellter Formen erläutert, die den Gießprozess längst hinter sich gelassen hatten. In mehreren Produktionsstufen wird die eigentliche Glocke von dem sie umgebenden und für die Herstellung erforderlichen Material wie Lehm und Stroh befreit. Klingt einfach, ist aber recht arbeitsaufwendig. Ist jetzt alles zum Abtransport bereit? Keineswegs!
Vergleicht man diese beiden für Köthen bestimmten Glocken mit der einst für den Halberstädter Dom bestimmten mit einem Gewicht von 8,3 Tonnen, so könnte man fast von Winzlingen sprechen. Bei einem Gewicht von 1 010 Kilo und der Aufschrift "Veni Sancte Spiritus" (Komm Heiliger Geist) und dem Symbol der Taube ist sie, entsprechend dem Heiligen Geist als dritter Person der Dreieinigkeit gewidmet, während auf der anderen "Ora pro nobis Sancta Mater Anna" zu lesen sein wird. Sie trägt das Abbild der heiligen Anna und hat ein Gewicht von 585 Kilo. Das Geläut beider wird abgestimmt mit dem von St. Jakob. Die Weihe ist Ende September gemeinsam mit der Wiedereinweihung von St. Maria nach deren kompletten Sanierung vorgesehen. Zur Zeit werden die Glockenstühle für die dann insgesamt sechs Glocken vorbereitet. Freude also bei St. Maria: Das Sextett ist bald komplett.
Zuvor vereinte in Lauchhammer eine ökumenische Andacht die katholischen Gemeindemitglieder aus Köthen mit Angehörigen der evangelischen Gemeinde aus Grebs bei Lehnin. Auch für sie wurde eine Glocke gegossen. "Die Glocken sind weit mehr als tönendes Erz. Sie ertönen zu höherem Lobe Gottes und rufen die Gemeinde zum Gottesdienst", so Pfarrer Armin Kensbock in seiner Predigt während der Andacht.
von EMIL FISCHER